Retro-Radio auf Raspberry Pi Basis

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Durch Chipknappheit und gestörte Lieferketten ist der Raspberry Pi derzeit kaum zu bekommen oder unverschämt teuer. Unter Umständen kann es sinnvoller und günstiger zu sein, für dein Projekt einen echten Mini-PC wie den HP ProDesk 600* zu kaufen und dort ein Linux-Betriebssystem wie Ubuntu oder Debian zu installieren.

Mehrere Jahre hatte ich kein Radio mehr im Wohnzimmer. Audiocontent höre ich meistens über Kopfhörer und wenn doch einmal etwas laut abgespielt werden sollte, dann gab es noch die Notlösung mit der Soundbar am TV.

In letzter Zeit habe ich ein kleines Radio jedoch immer häufiger vermisst. Hauptsächlich für unkompliziertes Hintergrundgedudel.

Wenn man sich bei gängigen Onlinehändlern nach Radios umschaut, findet man vor allem zwei Typen. Billige und hässliche Plastikkisten oder überteuerte Designer-Lifestyle-Radios.

Beides ist nichts für mich. Daher hatte ich schon länger den Plan, etwas eigenes zu bauen.

Plan und Anforderungen

Ursprünglich habe ich von einem dieser alten Holzradios geträumt aus den 50ern geträumt. Dafür habe ich mich regelmäßig auf Ebay und dem wöchentlichen Flohmarkt umgeschaut. Allerdings wurde ich lange nicht fündig. Die Geräte waren entweder viel zu groß und zu schwer oder völlig heruntergekommen.

Da meine Möglichkeiten zur Holzverarbeitung in meiner Stadtwohnung ohne Werkstatt begrenzt sind, sollte das Gehäuse in einem brauchbaren Zustand sein. Außerdem sollte es nicht viel größer als die üblichen Küchenradios sein.

Zufällig stieß ich dann auf Ebay auf ein passendes Gehäuse. In ansehnlichem Zustand und lediglich 33x23x19 Zentimeter groß. Damit nahm das Projekt Fahrt auf.

Was die Funktionen angeht, waren meine Ansprüche gering. Es sollte eben so eine Art Küchenradio werden.

  • Abspielen von Musik über das Netzwerk vom NAS.
  • Abspielen von Internetradio.
  • Streaming vom Handy via Bluetooth (für Spotify etc.).

CDs besitze ich keine mehr und benötige daher auch keine Abspielmöglichkeit.

Die verwendete Hardware

Das ganze Projekt wollte ich möglichst einfach und kostengünstig umsetzen. Immerhin ist späteres Aufrüsten jederzeit möglich.

Das Radio ist dafür gedacht, bei der Hausarbeit oder beim Stöbern in Zeitschriften etc. Podcasts oder Hintergrundmusik abzuspielen. Das Gerät soll keine Party beschallen. Daher waren meine Ansprüche an die Audiohardware auch gering.

Es kommt ein Raspberry Pi 4* mit 4GB RAM zum Einsatz. Grundsätzlich funktioniert das Setup mit einem Raspberry Pi 3 auch wunderbar. Allerdings ruckelt die Bedienoberfläche mit dem älteren Modell stark, weshalb ich letztendlich doch ein Modell 4 eingebaut habe.

Das Display ist ein 7″ HDMI Touchscreen*, mit dem ich wirklich sehr zufrieden bin. Der offizielle Raspberry Pi Touchscreen ist extrem blickwinkelabhängig und eigentlich nur für Projekte geeignet, bei denen man immer im perfekten Winkel auf das Display schaut. Das hier verwendete Display muss aufgrund der ungewöhnlichen Auflösung etwas konfiguriert werden, damit die Benutzeroberfläche nicht verzerrt dargestellt wird. Aber dann funktioniert es perfekt mit dem Raspberry Pi. Und die Blickwinkelabhängigkeit ist sehr viel besser als beim offiziellen Display. Das verwendete Display habe ich ausführlich im Beitrag [Erfahrung mit 7″ HDMI-Touchscreen für Raspberry Pi] beschrieben.

Für die Audiowiedergabe habe ich aktive Computerlautsprecher* eingebaut, bei denen ich das Gehäuse entfernt habe. Außerdem verwende ich den eingebauten 3,5mm Klinke-Ausgang des Raspberry Pi für die Soundausgabe. Häufig liest man, dass die Audioqualität von diesem Ausgang sehr schlecht sei. Ich kann das nicht bestätigen. Mit hochwertigen Laut- oder Kopfhörern mag es einen Unterschied machen, ob man den eingebauten Audioausgang verwendet, oder eine hochwertige Soundkarte anschließt. Für meinen Geschmack und mit den kleinen Lautsprechern, die ich verbaut habe, ist der eingebaute Audioausgang des Raspberry Pi völlig ausreichend. Und wie gesagt. Aufrüsten ist jederzeit problemlos möglich. Das ist ja der Vorteil an solchen DIY-Projekten.

Hinzu kommt ein normales USB-Netzteil mit mehreren Ausgängen*, das sowohl den Raspberry Pi, das Display und die Aktivboxen mit Strom versorgt.

Außerdem ein Kippschalter*, der die Stromzufuhr an- und ausschaltet. Die SD-Karte des Raspberry Pi ist Read-only gemountet, sodass es durch das plötzliche Stromausschalten nicht zu Fehlern im Dateisystem kommt.

Zusätzlich habe ich eine LED eingebaut, die anzeigt, ob das Radio an, oder ausgeschaltet ist. Mehr ein optisches Gimmick als wirkliche Notwendigkeit.

Die verwendete Software

Als Software kommt MoOde Audio zum Einsatz. Eine spezielles OS, das für die Musikverwaltung und Wiedergabe entwickelt wird.

MoOde ist kostenlos. Die Details und Downloads findet man auf der Projekthomepage. Eine umfangreiche offizielle Installationsanleitung wurde auf GitHub veröffentlicht. Die erstmalige Einrichtung ist aufgrund der vielen Optionen relativ aufwändig. Allerdings sind die vielen Optionen auch einer der Argumente für MoOde.

Besonders gefällt mir die Möglichkeit, andere Geräte als Player via Bluetooth mit dem Raspberry Pi zu verbinden und diesen zur Soundausgabe zu verwenden.

So kann man beispielsweise sein Smartphone via Bluetooth verbinden und Musik oder Podcasts in einer beliebigen App abspielen. Die Soundausgabe erfolgt dann über den Raspberry Pi.

MoOde unterstützt die Musikwiedergabe über das lokale Netzwerk via SMB-Freigaben oder UPnP. Außerdem werden Internetradios unterstützt und eine Vielzahl an Radiostationen sind bereits standardmäßig hinterlegt. Zusätzliche Radiostationen lassen sich leicht hinzufügen, wenn man die Streaming-URL hat. Die meisten Radiostationen geben diese auf ihrer Homepage an. Die Wiedergabe von lokal gespeicherter Musik wird natürlich auch unterstützt.

Last but not least verfügt MoOde über eine schöne und komfortable Benutzeroberfläche, die im Vollbildmodus im Webbrowser gestartet wird. Dies geschieht automatisch beim Booten, sodass direkt nach dem Start die MoOde Benutzeroberfläche auf dem Display erscheint.

Außerdem erstellt MoOde einen lokalen Webserver, der die Benutzeroberfläche über das Heimnetz erreichbar macht. So kann man das Radio von jedem beliebigen Gerät mit einem Webbrowser steuern.

Fazit

Die Soundqualität und Lautstärke der verwendeten Computerboxen ist für mich völlig ausreichend und nicht schlechter, als die vergleichbarer kleiner Radios aus dem Handel. Computerboxen halt.

Der Vorteil an Selbstbau-Projekten ist, dass man mit steigenden Ansprüchen jederzeit aufrüsten kann und nicht neu kaufen muss.

MoOde läuft stabil und bietet eine ansprechende und komfortable Benutzeroberfläche für den Touchscreen. Zusätzlich lässt es sich über das Netzwerk mit dem Smartphone oder Computer fernsteuern.

Mit wenig Aufwand und geringem finanziellen Einsatz ist das kleine Raspberry Pi Retro Radio ein Hingucker in der Wohnung geworden.

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Niko
Niko
Ich bin Niko, betreibe BitReporter und interessiere mich für jede Form von Technologie, die in unseren Alltag Einzug hält. Ich schreibe hier über Software und Hardware die ich verwende, sowie Probleme mit meiner Technik und Lösungen. Schließlich soll Technik nützlich sein und Spaß machen und nicht zusätzliche Arbeit verursachen.

1 Kommentar

  1. Hallo,

    Dein Radio gefällt mir sehr gut.
    Ich würde allerdings mir eine 10€ USB Soundkarte, zb. Vigo-Speedlink….. wie sie bei größeren Elektromärkten zu bekommen sind, verwenden. Diese kleinen Dinger sind einfache DAC’s aber bringen einen für diese zwecke hervorragenden Sound auf die Aktivlautsprecher und taugen auch für die Kopfhörer.

    Mit freundlichen Grüßen
    Torsten

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